Jubelgesang
Schönes Ostergedicht von Bernhard von Clairvaux, sowie weitere Gedichte, die vom Jubilieren erzählen, von der Freude am Frühling, an der Auferstehung der Natur und an Ostern.
Jubelgesang
Süss denkt das Herz, o Jesu! Dein;
Du hauchst ihm wahre Wonne ein,
Kein Honig, nichts erfreut so rein,
Als, Süssester, bey Dir zu seyn.
Kein Lied ist, das so sanft verzückt,
Kein Ton, der liebreicher erquickt,
Nichts wird erdacht, das so beglückt,
Wie Gottes Sohn das Herz entzückt.
O Jesu! Du, der Büsser Schild!
Wie bist du Flehenden so mild,
Mit Huld für Suchende erfüllt!
Doch Findern strahlst Du ganz enthüllt!
Jesu, der Herzen Süssigkeit!
Du Born, dess Licht den Geist erneut!
Der höchste Wunsch, all', was erfreut,
Weicht, Jesu! Deiner Lieblichkeit.
Die Zunge spricht es ewig nicht,
Ja alle Kraft der Schrift gebricht,
Zu künden der Erfahrung Licht,
Wie hold die Liebe Jesu spricht.
Im Bettlein suche Jesum ich,
Im Herzensstüblein innerlich,
Stets, wie geheim so öffentlich,
Sucht, Jesu! meine Liebe Dich.
Früh' zieh' ich mit Marien hin
Zu Jesu Grab, und suche Ihn,
Such' mit des Herzens innerm Sinn,
Nicht mit dem Auge Ihn darin.
Mild rinnt am Grab' die Thräne fort,
Und Seufzer füllen rings den Ort,
Zu Jesu Füssen weil' ich dort,
Ihn herzend mit der Liebe Wort.
O König gross und wunderbar!
Erlauchter Sieger in Gefahr!
O Wonne süss und unnennbar!
Der Sehnsucht würdig ganz und gar!
Herr! weile bey uns jederzeit,
Daß uns Dein himmlisch Licht erfreut;
Das scheucht des Geistes Dunkelheit,
Und füllt die Welt mit Lieblichkeit.
Besuchst Du uns'res Herzens Zell',
Dann leuchtet ihm die Wahrheit hell;
Die Eitelkeit verleidet schnell,
Und innen sprüht der Liebe Quell.
Die höchste Wonnefülle blüht
Aus Jesu Liebe dem Gemüth
Unnennbar süss; das Wort entflieht,
Das sie zu künden sich bemüht.
Deß Zeugnis ist Sein Leiden gross,
Sein Blut, das er am Kreuz vergoss,
Aus dem für uns Erlösung floss,
Und Gottes Schau'n im Himmelsschooss.
Erkennet Jesum insgesammt,
Sucht Liebe, die von Ihm nur stammt,
So suchet Jesum liebentflammt,
Daß höher stets die Liebe flammt.
Umfangt Ihn mit der Liebe Blick,
Gebt Lieb' für Liebe Ihm zurück;
O Menschen! eilt nach diesem Glück,
Für Huld gebt Treue Ihm zurück.
Er ist's, dem alle Huld entfliesst,
Aus dem der Hoffnung Blume spriesst,
Und Himmelsgnade sich ergiesst,
Und Wonne, die das Herz geniesst.
O glüht' ich, Jesu! vor Erguss
Von Deiner Liebe Überfluss!
O säh' ich nach des Lebens Schluss
Dich in des Himmels Hochgenuss!
Ob mir auch nie ein Lied gelingt,
Das, Jesu! würdig Dich besingt,
Gleichwohl zum Sang mich Liebe zwingt,
Da nichts, wie Du, mir Freude bringt.
Die Liebe Jesu, sie gewährt
Der Seele Kost, die mild sie nährt.
Sie nie mit Überdruß beschwert,
Die stets mit Lust sie neu begehrt.
Wer Dich geniesst, den hungert mehr,
Wer Dich trinkt, fürder dürstet er;
Nichts sucht sein Herz, von Wünschen leer,
Denn, Jesu, Dich, Geliebtester!
Wen deiner Liebe Rausch verzückt,
Der fühlt, wie Jesus, hoch beglückt,
Wie selig der, den Er erquickt;
Tand ist ihm, was er sonst erblickt.
Dem Ohr ein süsser Wohllaut bist
Du, Zier der Engel, Jesu Christ!
Der honigmild im Mund zerfliesst,
Und himmlischsüss dem Herzen ist.
Wohl tausendmahl begehr ich Dein;
Wann kommst Du endlich, Jesu mein!
Wann werd' ich Deiner mich erfreu'n,
Wann, ach! von Dir gesättigt seyn?
Stets dauert Deine Liebe fort,
Stets schmacht' ich nur nach Dir, mein Hort!
Du, Frucht des Lebens hier - und dort
Des süssen Heiles sich'rer Port!
Jesu, der Milde Quell genannt,
Dem Herzen wunderfroh bekannt,
Huld, unerforschlich dem Verstand!
Mich fessle deiner Liebe Band.
Wie hold ist Jesu Liebe mir!
Nichts will ich suchen außer ihr;
Mir sterben will ich, und nur Dir,
O Jesu! leben für und für.
Dir, süsser Jesu! rufe ich,
Die Seele seufzt und hofft auf Dich;
Nach Dir ergiesst die Thräne sich,
Dir ruft das Herz so inniglich.
In welchem Ort ich immer bin,
Nach Jesu nur erglüht mein Sinn.
Froh lacht mir - find' ich Ihn - Gewinn!
Wie hoch beglückt umfang' ich Ihn!
Dann strömt der süssen Worte Fluss;
Kein Honig gleicht dann Seinem Kuss.
Bey Jesu nur blüht Hochgenuss;
O dass die Wonne weichen muss!
Auf den Gefund'nen blick ich hin,
Umfange den Ersehnten kühn,
In Dessen Lieb' ich selig bin,
Und fühle ganz mein Herz erglüh'n.
Ist Jesu Liebe so erwacht,
Nie lischt sie dann der Hölle Macht;
Nie lau, selbst in des Todes Nacht
Glüht höher sie noch angefacht.
Die Liebe glühet ewiglich,
Regt wundersüss im Herzen sich,
Erfreut und labt so inniglich,
Und ach! entzückt so wonniglich!
Hoch ward vom Himmel sie gesandt,
In des verborgnen Herzens Land,
Es jauchzt der Geist, von ihr entbrannt,
Der größre Wonnen nie gekannt.
O Wonnegluth, die ewig glüht,
Verlangen, das beständig blüht!
O süsses Labsal dem Gemüth,
Das liebend Gottes Sohn ersieht!
Jesu entblüht der Jungfrau rein,
Du unsrer Liebe süsser Schein!
Lob soll und Preis Dir ewig seyn,
Das Reich der Seligkeit ist Dein!
Komm, König hochgebenedeyt,
Komm, Vater ew'ger Herrlichkeit!
Dass uns Dein hellster Lichtglanz weiht,
Dess harrend sich die Seele freut.
Vor Jesu lischt der Sonne Licht,
Wie Er, kein Balsam lieblich riecht,
So Süsses hat die Erde nicht,
Selbst Engel sind so liebreich nicht.
So süss ist Sein Geschmack dem Geist
Und Sein Geruch, so wonnig speist
Mein Herz Er, dass es ganz zerfleusst;
Er gnügt der Lieb', die Ihn nur preis't.
Du, des Gemüths Beseligung,
Der heil'gen Liebe höchster Schwung,
Du unsere Verherrlichung,
Jesu, der Welt Entsündigung!
Komm von des Vaters rechter Hand,
Geliebtester, zu mir gewandt,
Du Herrscher hoch im Vaterland,
Der stark die Hölle überwand.
Wohin du gehst, ich folge Dir!
Nichts raubt Dich mir, nichts dort, nichts hier!
Mein ganzes Herz, Du nahmst es mir,
Jesu, der Menschheit Heil und Zier!
Ihr Himmelsbürger eilt hervor,
Thut auf der Himmel ew'ges Thor!
Zum Sieger rufe euer Chor:
Heil Jesu, König! laut empor.
O Gott der Kraft und Herrlichkeit!
Du König! gross und hehr im Streit,
Jesu, der uns Versöhnung beut,
Des Himmels Ruhm und Seligkeit!
Du Urquell der Barmherzigkeit,
Des Licht das Vaterland erfreut!
O ferne unsre Traurigkeit,
Gib uns den Glanz der Herrlichkeit!
Dich, Jesu! preis't der Engel Chor;
Er jauchzt in Deinem Lob empor.
Jesus, der Erde Freud' und Flor,
Stellt uns versöhnt dem Vater vor.
Im Frieden herrscht Er hoch und hehr,
Der Sinn erfasst Ihn nimmermehr.
Nach nichts sehnt sich mein Herz so sehr,
Als, ach! nach diesem Friedenseer!
Doch hochverklärt zog Jesus schon
Zum Vater auf, zum Herrscherthron,
Und schmachtend ist mit Gottessohn
Mein liebeglühend Herz entfloh'n.
Auf seinen Spuren lasst uns geh'n,
Mit Lob' und Sang und frommem Fleh'n,
Dass Er einst gebe uns zu seh'n
Sein Antlitz in des Himmels Höh'n. Amen.
(Bernhard von Clairvaux, 1090-1153, französischer Abt und Kirchenlehrer)
Übersetzt von: Johann Peter Silbert 1778-1844.
Quelle: deutsche-liebeslyrik.de
Lobgesang
Erfüllt den Ostertag alle mit Jubel:
Den Weg des Lebens
hat Christus uns aufgetan.
Meer, Länder, Sterne, frohlockt!
Himmlische Chöre, stimmt ein!
aller Geschöpfe Lobgesang
schwinge empor sich zu Gott.
(Notker III. Labeo, 950-1022, schweizer Benediktinermönch)
Sie wandeln durch des Waldes Grün.
Vögel singen und Blumen blühn.
Ein blasser Mann und ein stilles Kind
Sie schlürfen durstig den Frühlingswind.
Und der Knabe bleibt verwundert stehn:
"Ich glaub, ich kann die Mutter sehn."
Sie starren in das junge Grün …
Vögel fliegen und Blumen blühn.
(Alfred Mombert, 1872-1942, deutscher Schriftsteller und Lyriker)
Frühlingsgruss
So sei gegrüsst viel tausendmal,
holder, holder Frühling!
Willkommen hier in unserm Tal,
holder, holder Frühling!
Holder Frühling, überall
grüssen wir dich froh mit Sang und Schall,
mit Sang und Schall.
Du kommst, und froh ist alle Welt,
holder, holder Frühling!
Es freut sich Wiese, Wald und Feld,
holder, holder Frühling!
Jubel tönt dir überall,
dich begrüsset Lerch und Nachtigall,
und Nachtigall.
(Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874, deutscher Schriftsteller)
Wieder
Wieder die ersten sonnigen Hauche,
Lockend hinaus vor die düstere Stadt,
Wieder am zitternden, treibenden Strauche
Die ersten Knospen, das erste Blatt.
Wieder auf leis' ergrünenden Hängen
Ersten Veilchens lieblicher Fund,
Wieder mit ersten Jubelgesängen
Hebt sich die Lerche vom scholligen Grund.
Werdenden Frühlings verkündende Zeichen,
Alte Genossen von Lust und Schmerz,
Ach, wie entzückt ihr, ihr ewig Gleichen,
Ewig aufs neue das Menschenherz!
(Ferdinand von Saar, 1833-1906, österreichischer Schriftsteller, Novellist, Lyriker und Dramatiker)
Das Wunderbare
Wir alle warten unsre besten Jahre
Auf das, was niemals kommt: das Wunderbare.
In eines Zaubergartens Heimlichkeit
Ist es verborgen und doch stets bereit,
Uns mit dem Lockton himmlischer Gitarren
In einem ewigen Sehnsuchtstraum zu narren.
Doch niemand hat's, solang der Himmel blaut,
In Wirklichkeit erlebt und angeschaut;
Und doch lässt keiner sich den frommen Glauben,
Daß es doch einmal kommen werde, rauben.
Und also voll Gewalt ist sein Gesang,
Dass jedes Menschenherz sein Leben lang
Geduldig und in kindlichem Erwarten
Hineinlauscht in den dunklen Zaubergarten.
(Johannes Öhquist, 1831-1883, schwedischer Dichter)
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