Abend
Schönes Frühlingsgedicht von Joseph von Eichendorff und viele weitere
Gedichte rund um die Frühlingszeit, sowie gute Links- und Bücher-Tipps.
Abend
Gestürzt sind die goldnen Brücken
Und unten und oben so still!
Es will mir nichts mehr glücken,
Ich weiss nicht mehr, was ich will.
Von üppig blühenden Schmerzen
Rauscht eine Wildnis im Grund,
Da spielt wie in wahnsinnigen Scherzen
Das Herz an dem schwindligen Schlund. –
Die Felsen möchte ich packen
Vor Zorn und Wehe und Lust,
Und unter den brechenden Zacken
Begraben die wilde Brust.
Da kommt der Frühling gegangen,
Wie ein Spielmann aus alter Zeit,
Und singt von uraltem Verlangen
So treu durch die Einsamkeit.
Und über mir Lerchenlieder
Und unter mir Blumen bunt,
So werf ich im Grase mich nieder
Und weine aus Herzensgrund.
Da fühl ich ein tiefes Entzücken,
Nun weiss ich wohl, was ich will,
Es bauen sich andere Brücken,
Das Herz wird auf einmal still.
Der Abend streut rosige Flocken,
Verhüllet die Erde nun ganz,
Und durch des Schlummernden Locken
Ziehn Sterne den heiligen Kranz.
- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -
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Die Stille
Es weiss und rät es doch keiner,
Wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüsst es nur Einer, nur Einer,
Kein Mensch es sonst wissen soll!
So still ist's nicht draussen im Schnee,
So stumm und verschwiegen sind
Die Sterne nicht in der Höhe,
Als meine Gedanken sind.
Ich wünscht, es wäre schon Morgen,
Da fliegen zwei Lerchen auf,
Die überfliegen einander,
Mein Herze folgt ihrem Lauf.
Ich wünscht, ich wäre ein Vöglein
Und zöge über das Meer,
Wohl über das Meer und weiter,
Bis dass ich im Himmel wär!
- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -
Der Glückliche
Ich hab ein Liebchen lieb recht von Herzen,
Hellfrische Augen hat's wie zwei Kerzen,
Und wo sie spielend streifen das Feld,
Ach, wie so lustig glänzet die Welt!
Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüften
Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
Blühende Wildnis – so ist mein Herz!
Wie vom Gebirge ins Meer zu schauen,
Wie wenn der Seefalk, hangend im Blauen,
Zuruft der dämmernden Erd, wo sie blieb? –
So unermesslich ist rechte Lieb!
- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -
Erwartung
O schöne, bunte Vögel,
Wie singt ihr gar so hell!
O Wolken, luft'ge Segel,
Wohin so schnell, so schnell?
Ihr alle, ach, gemeinsam
Fliegt zu der Liebsten hin,
Sagt ihr, wie ich hier einsam
Und voller Sorgen bin.
Im Walde steh und laur ich,
Verhallt ist jeder Laut,
Die Wipfel nur wehn schaurig,
O komm, du süsse Braut!
Schon sinkt die dunkelfeuchte
Nacht rings auf Wald und Feld,
Des Mondes hohe Leuchte
Tritt in die stille Welt.
Wie schauert nun im Grunde
Der tiefsten Seele mich!
Wie öde ist die Runde
Und einsam ohne dich!
Was rauscht? – Sie naht von ferne! –
Nun, Wald, rausch von den Höhn,
Nun lass Mond, Nacht und Sterne
Nur auf- und untergehn!
- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -
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